Eines vorweg:
Tennis Masters Series ist eines der besten Tennis-Games der letzten
Jahre auf dem PC. Eine klare Aussage. Wirklich? Nein, nicht wirklich.
Tennisspiele sind momentan etwa genauso out wie der Sport es auch
im Fernsehen ist. Mangels Konkurrenz hat also Tennis Masters Series
grandiose Chancen, sich in die Spitzengruppe zu katapultieren.
Aber ist es
deshalb auch ein Spiel, das man gerne spielt? Ist es nur die schönste
Gurke oder verbirgt sich hinter dem offenbar ungeliebten Genre eine
Paradiesfrucht?
Fangen wir
mit den Spielmodi an. Im Menübildschirm wählen wir, ob
wir nur einen kurzen Schaukampf austragen wollen oder ob wir unser
Alter Ego ein Stück durch das Turnierjahr eines Tennisspielers
begleiten wollen. Entscheiden wir uns für letzteres, so müssen
wir uns durch die 9 Turniere der Masters Series kämpfen, inklusive
Qualifikation. Wer in diesen Turnieren genug Weltranglistenpunkte
sammelt, darf anschließend noch am Masters Cup teilnehmen,
sozusagen der Weltmeisterschaft der Tennisspieler.
Doch bis dahin
ist es ein weiter Weg durch viele Sätze und gegen viele Gegner.
Wie im wirklichen Leben gibt es Grundlinienspieler, Angriffsspieler
oder Allrounder. Auch Sie können sich für einen von 68
Spielern entscheiden und so Einfluss auf Ihren Spielstil nehmen.
Nach kurzem
Intro stehen Sie dann irgendwann schließlich tatsächlich
auf dem Platz und können loslegen. Zunächst fällt
die Grafik ins Auge. 3D - natürlich, doch sind die Spieler
recht eckig geraten und bewegen sich auch nicht ganz so toll animiert,
wie man es von Fußballspielen mittlerweile gewohnt ist. Die
voreingestellte Fernsehperspektive lässt einen zudem oft im
Unklaren darüber, wo sich der Ball gerade befindet, so dass
man manchmal wie ein Blinder über den Platz irrt. Besser ist
hier die Schulterkamera, aus der Tomb Raider Perspektive wird die
Ballfindung doch wesentlich erleichtert.
Wer tatsächlich
in die richtige Richtung gelaufen ist, muss nun "nur"
noch den Ball schlagen, bevorzugt so, dass der Gegner ihn nicht
mehr erreicht. Und dies ist der Punkt, an dem Tennis Masters Series
Federn lassen muss. Mit vier Tasten - wahlweise auf der Tastatur
oder auf dem Gamepad - können Sie zwischen Topspin, Slice,
flachem Ball oder Lob wählen. Zusätzlich geben Sie dem
Ball mehr oder weniger Länge und lenken ihn in eine bestimmte
Richtung. Das ist die Theorie. In der Praxis funktioniert das leider
nicht überzeugend. Nach ein paar Minuten trifft man den Ball
zwar, doch die Richtung kann man oft nicht wirklich beeinflussen.
So bleibt es unerklärlich, warum man einen langen Ball in die
linke Ecke plant, die Filzkugel aber tatsächlich irgendwo im
Halbfeld landet und einem vom Gegner um die Ohren gehauen wird.
Zusätzlich
vermiesen kleinere Fehler wie häufige, ebenso unerreichbare
wie unrealistische Schmettereschläge von der Grundlinie die
Laune. Fehler macht keiner der Spieler. Punkten kann man nur, wenn
man den Gegner so ausspielt, dass er den Ball nicht mehr erreicht.
Mit dieser Steuerung in der Tat eine Herausforderung. Leider eine,
die langweilig wird mangels Abwechslung. 4 Grundschläge, die
nur seltenst variiert werden, sind einfach zu wenig, um Dauermotivation
aufkommen zu lassen.
Über eventuell
bestehende andere Möglichkeiten, das Spiel zu gestalten, vergisst
das bescheidene Handbuch leider aufzuklären. So bleibt ein
technisch solides, kurzfristig spaßiges, aber auf Dauer leider
einfach uninteressantes Tennisspiel, das der Fan sich anschauen
sollte, zumal er wenig Alternativen hat, das man aber deutlich besser
hätte machen können, wie Virtua Tennis für das Dreamcast
beweist.
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